Deutlich über die Hälfte der im vergangenen Jahr im Heimatmarkt Großbritannien verkauften Automobile der Marke Mini verfügten über eine Lederinnenausstattung. Für viele gehört bei dem kultigen Brit-Car die Lederausstattung quasi zum Standard – ähnlich wie bei der anderen großen englischen Marke mit der Raubkatze auf dem Kühlergrill, dem Jaguar. Nichtsdestotrotz hat jetzt der Design-Chef des BMW-Tochterunternehmens, Oliver Heilmer, den Abschied vom Leder angekündigt. Die Begründung dafür nimmt sich geradezu abstrus aus; Heilmer sagte, dass man nicht glaube, dass Leder nachhaltig sei. Okay, glauben heißt nicht wissen. Aber Heilmer stellt ein traditionsreiches Material, das unbestreitbar aus Abfällen der Fleischindustrie upgecycelt wird, an den Pranger. Und er sagt, welche ach so nachhaltigen Materialien das Erbe des edlen Leders im Mini künftig antreten sollen: Zum Beispiel Polstermaterialien, die bis zu 100 Prozent recycelt wurden. Dabei handelt es sich aber in den meisten Fällen letzten Endes um rohölbasierte Materialien. Ist das nachhaltig? Nun – jedem Lederliebhaber bleibt immer noch die freie Entscheidung, künftig kein Auto dieses Fabrikats mehr zu kaufen.
Letztlich manifestiert sich am Fall Mini offenbar wieder einmal das leidige Thema der alternativen Wahrheiten – oder Fake News. Ganze Bevölkerungskreise scheinen inzwischen, wie mit Scheuklappen versehen, komplett gewissen Denkmustern ausgeliefert zu sein. Man glaubt nur das, was man glauben möchte, nimmt überhaupt nicht mehr die Argumente Andersdenkender auf, tauscht sich praktisch nur noch in den eigenen Peer Groups aus. Eine Wagenburgmentalität macht sich breit und irgendwann sieht man dann das eigene Weltbild als einzig echte Wahrheit an. Argumenten, mögen sie auch noch so logisch sein, ist man nicht mehr zugänglich. Zweiflern an dieser Einschätzung sei empfohlen, sich einmal mit „Aktivisten“ der angeblichen „Tierschutzorganisation“ Peta zu unterhalten. Glauben Sie mir: Es ist verschwendete Zeit. Denn Sie werden Ihr Gegenüber niemals von ihren Positionen zu überzeugen vermögen.
Aber die kritisierte Wagenburgmentalität, gibt es die nicht auch auch im Großen? Ein Beispiel dafür liefert in der Corona-Pandemie unsere Bundesregierung, die sich ausschließlich mit wissenschaftlichen Beratern einer Denkrichtung umgibt. Zudem wurde auf diese auch noch nachweislich Druck ausgeübt, um mit ihren Gutachten in der Bevölkerung Angst zu schüren – um einem möglichst harten, langen Lockdown den Weg zu ebnen; das wurde von der Welt am Sonntag am 7. Februar nachdrücklich belegt. Die zahlreichen Wissenschaftler mit anders gelagerten Aussagen und Forschungsergebnissen werden nicht nur einfach ignoriert, sondern zudem auch noch diffamiert und in die Nähe von Corona-Leugnern, Reichsbürgern oder Rechtsradikalen gestellt. Und da mögen sich die Minister Peter Altmeier und Jens Spahn oder auch Bundeskanzlerin Angela Merkel noch so oft entschuldigen: Sie machen in diesen Monaten vielen mittelständischen Unternehmen in Deutschland den Garaus.
Speziell der Modehandel leidet unter dem willkürlich verabschiedeten Lockdown. Die Firmen hatten in Hygienekonzepte investiert und es gab auch keine erkennbaren Infektionsherde im Facheinzelhandel. Noch im September tönte Gesundheitsminister Spahn groß, dass die Schließung des Einzelhandels im Frühjahr 2020 falsch war und sich nie wiederholen werde. Inzwischen wissen wir nur zu gut, was von diesem Versprechen (wie von etlichen anderen) zu halten war.
Weihnachtsgeschäft? Kaputt. Komplette Wintersaison? In die Hose gegangen. Saisonauftakt für die Frühjahr/Sommer-Mode? Verloren. Die Läger voll mit bezahlter, bzw. zu bezahlender Ware. Und eine Regierung, die am liebsten den Lockdown mindestens bis Ostern verlängern würde. Längst ist das Desaster des Fachhandels voll auf die Zulieferer in der Industrie durchgeschlagen. Jede Menge Insolvenzen und hoch zweistellige Minuszahlen künden davon. Noch ärgerlicher ist das ganze Thema, wenn Aldi, Lidl & Co. weiterhin Schuhe und Bekleidung verkaufen dürfen, für die sie auch jede Woche gewaltig in ihren Prospekten werben. Ganz offensichlich wird hier von den Regierenden mit zweierlei Maß gemessen: Während der Fachhandel trotz ausgefeilter Hygienekonzepte geschlossen und ruiniert wird, dürfen die Lebensmittelhändler und Discounter munter weiter verkaufen – und sich an ihren großen Wachstumsraten erfreuen. Zudem verdienen sich die Onlinehändler wie Amazon, die hierzulande noch nicht einmal Steuern zahlen, eine goldene Nase. Dafür wird der innerstädtische Fachhandel platt gemacht.
Wir hatten an dieser Stelle schon Anfang Mai 2020 gewarnt, dass die Kollateralschäden der von der Regierung verhängten Maßnahmen mehr Existenzen ruinieren könnten, als die Pandemie selbst. Seitdem sind über neun Monate vergangen, aber unsere Einschätzung bleibt weiter aktuell. Die Regierung scheint in dieser langen Zeit nichts hinzu gelernt zu haben. Statt beispielsweise Risikogruppen zu schützen und zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, wird da einfach weiter auf ein Konzept gesetzt, das an sich aus dem Mittelalter stammt. Die Bevölkerung wird eingesperrt und das Wirtschaftsleben in einzelnen, mehr oder weniger willkürlich ausgewählten Sektoren komplett vernichtet.
Kleiner Exkurs: Der deutsche Amtseid ist in Artikel 56 des deutschen Grundgesetzes festgelegt und wird vom Bundespräsidenten und nach Artikel 64 vom Bundeskanzler und den Bundesministern bei ihrem Amtsantritt geleistet. Der Amtseid lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen,
seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“
Manfred Willsch