Das Marktumfeld ist seit Monaten nicht einfach für die Lederindustrie – auch nicht für das Unternehmen Bader. Krisenhafte Stimmung in der Automobilindustrie, Werksschließungen, Personalabbau auch bei Zulieferern, gegen die Nutzung von Leder gerichtete Initiativen, zunehmende politische Unsicherheit, überbordende Bürokratie sind nur einige Stichpunkte. Die Auftragslage in der Automobilbranche generell und im Speziellen bei Bader ist unbefriedigend. Durch Kurzarbeit hat man bei Bader seit Oktober 2023 versucht, die Auftragsflaute einigermaßen abzufangen, Hoffnungen auf einen Umschwung im Markt haben sich jedoch nicht erfüllt. Eine dauerhafte wirtschaftliche Auslastung der derzeitigen Lederfertigung in Ichenhausen sei nicht mehr möglich, heißt es daher in einer Mitteilung von Bader. Bis Mitte 2025 müsse ein Teilbereich der Produktion (Crust) schrittweise eingestellt und in Ichenhausen geschlossen werden. Von dieser Maßnahme werden 90 Mitarbeiter betroffen sein. Thomas Bader hat diese traurige Nachricht in einer Belegschaftsversammlung am 27. November allen Mitarbeitern verkündet. Die Verhandlungen zur finanziellen Abfederung der Maßnahme mit einem Sozialplan für die Mitarbeiter zwischen der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat laufen mittlerweile. Bader aber weiterhin vom Produktionsstandort Ichenhausen sowie den Entwicklungsbereichen und der zentralen Dienstleistungsfunktion des Göppinger Headquarters überzeugt, die man als wichtigen Bestandteil des Zukunftskonzepts sieht. So wurden am Standort Ichenhausen in 2023 und 2024 knapp 10 Millionen Euro in Modernisierung und Ausbau der Wasserwerkstatt und in die Veredelung von Nebenprodukten investiert. Nebenprodukte können dadurch in größerem Umfang hochwertig aufgearbeitet werden. Die Leistungen können künftig auch als Dienstleistung anderen Firmen angeboten werden. Damit will Bader die Abhängigkeit des Standortes zu den bisherigen Kunden verringern und interessanter werden für andere Märkte. Ein Teil der Projekte ist noch in der Umsetzungsphase. Der Standort Ichenhausen werde künftig erheblich schlanker und flexibler auf die Anforderungen der Zukunft reagieren können, heißt es in der Firmenmitteilung. Mit der Entwicklungskompetenz in Sachen Leder, Zuschnitt und Sitzbezüge – aber auch veredelte Nebenprodukte – ist Bader nach wie vor einer der wenigen Automobilzulieferer, der seine Kunden in dieser Breite und Tiefe bedienen kann.