Der Handschuh, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Mode gekommene Kleidungsstück, erfährt derzeit ein Comeback auf den internationalen Laufstegen und erhält auch durch die mit der Corona-Pandemie zusammenhängenden Hygiene-Maßnahmen wieder mehr
Aufmerksamkeit. Die reichhaltige Kulturgeschichte der Handbekleidung und den Facettenreichtum eines unterschätzten Accessoires zeigt das Deutsche Ledermuseum in Offenbach am Main ab dem 12. November in der Ausstellung Der Handschuh: Mehr als ein Mode-Accessoire.
Dienten einige Typen primär dem Schutz der Hände, besaßen Fingerhandschuhe über Jahrhunderte hinweg symbolischen Charakter etwa als Standeszeichen. Sie waren Teil der christlich-liturgischen Bekleidung sowie der königlichen Insignien. Gesten, wie die des
Fehdehandschuh-Werfens waren als Aufforderung zu einem Duell allgemein verständlich. Für die elegante Garderobe waren Handschuhe lange Zeit unentbehrlich und gehörten zur höfischen, später dann zur bürgerlichen Etikette. Die Ausstellung spannt mit eindrucksvollen Exponaten einen Bogen von wärmenden Fäustlingen der Inuit über Sport- und Arbeitshandschuhe bis hin zu Modellen namhafter Designer wie Marc Jacobs, Dries Van Noten und Yves Saint Laurent sowie bedeutender Modehäuser wie Chanel, Hermès und Prada. Dabei werden auch die verwendeten Materialien aus der Handschuhfertigung wie feines Glacé-Leder, Seide oder robustes Gummi eine Rolle spielen.
Im Rahmen der Ausstellung kooperiert das Deutsche Ledermuseum mit der Fakultät für Gestaltung Design PF der Hochschule Pforzheim, die den deutschlandweit einzigen Bachelorstudiengang ‚Accessoire Design‘ anbietet. Zeitgenössische Entwürfe von Studenten aus der Klasse von Prof. Madeleine Häse – von Ideenskizzen, Prototypen bis hin zu Endprodukten – werden die Sammlungsschau im Deutschen Ledermuseum ergänzen. Begleitend zur Ausstellung erscheint im Verlag arnoldsche Art Publishers eine umfangreiche, zweisprachige Publikation, herausgegeben von Inez Florschütz. Die Ausstellung ist bis 30. Juli 2023 zu sehen.