Der europäische Lederindustrieverband Cotance, der Verband der Deutschen Lederindustrie (VDL) und der Wirtschaftsverband Häute Leder (WHL) haben zusammen mit 28 weiteren internationalen Organisationen der Lederindustrie die Klimakonferenz 2021 der Vereinten Nationen (COP26), die bis 12. November in Glasgow stattfindet, aufgefordert, einen erneuten Blick auf natürliche Materialien zu werfen. Das Leather Manifesto fordert die COP26 auf, die kreislauffähigen, klimaeffizienten Eigenschaften von Naturfasern und deren Möglichkeiten zur Reduzierung der Klimaauswirkungen von Konsumgütern anzuerkennen. Sie rufen dazu auf, natürlichen Materialien als Mittel zur direkten Minderung der Klimaauswirkungen Vorrang einzuräumen: „Naturfasern wie Leder, Baumwolle, Wolle, Mohair, Alpaka, Seide, Hanf und Pilze sind Teil des biogenen Kohlenstoffkreislaufs und bestehen somit aus Kohlenstoff, der sich seit Jahrtausenden in der Atmosphäre befindet“, heißt es im Ledermanifest. „Diese leicht verfügbaren Rohstoffe sind, wenn sie ethisch korrekt hergestellt werden, ein wichtiger Ersatz für fossile Brennstoffe. Hierdurch wird deren Freisetzung verringert und mehr Kohlenstoff bleibt in der Erde gebunden. Darüber hinaus werden ordnungsgemäß hergestellte natürliche Materialien am Ende ihres Lebenszyklus biologisch abgebaut. So werden schädliche Emissionen wie die Verschmutzung durch Mikroplastik, die oft mit synthetischen Materialien verbunden sind, verringert.“ Die Unterzeichner stellen ferner fest, dass Leder Gefahr läuft, aufgrund mangelnden Verständnisses für seine Natürlichkeit abgewertet zu werden. Ledersubstitute seien synthetische Lederalternativen, die häufig auf fossilen Brennstoffen basierten. Die Hersteller dieser Substituten nutzten diese Unklarheit, um unzutreffende Behauptungen über deren Nachhaltigkeit aufzustellen, heißt es in dem Manifest. Die Unterzeichner rufen das COP26-Forum dazu auf,
-die kreislauffähige, klimaeffiziente Beschaffenheit von Naturfasern und ihr Potenzial für einen positiven Beitrag zur Reduzierung der Klimabelastung in Verbraucherprodukten anzuerkennen;
– die Verwendung von Naturfasern zu fördern, wo immer dies möglich ist und die unnötige Abhängigkeit von Materialien auf Basis fossiler Ressourcen zu reduzieren.
– Förderung von „Slow Fashion“, von langlebigen Produkten und Gegenständen, die viele Male verwendet, repariert und aufgearbeitet werden können und so jahrelang nutzbar sind.
„Leder gibt es, weil die Menschheit einen Weg gefunden hat, ein Nebenprodukt aus der Fleischproduktion in ein haltbares Material umzuwandeln, das andernfalls verrotten und der menschlichen Gesundheit und der Umwelt schaden würde. Können wir es uns leisten, auf diese schöne, natürliche und erneuerbare Ressource zu verzichten, die uns seit Menschengedenken begleitet?“, so Manuel Rios, Präsident des europäischen Gerbereiverbands Cotance.
Foto: Lowa/Kerstin Rysawy